Geschäftsführerworkshop: Mein digitales Geschäftsmodell

Können sich angestammte Unternehmen in einer zunehmend digitaleren Welt verbessern oder gar neu erfinden? Um diese Frage positiv zu beantworten organisierte das Zukunftszentrum KI NRW im Juni 2023 einen Workshop mit dem Thema „Mein digitales Geschäftsmodell“ für Geschäftsführer der Unternehmen Risse + Wilke Kaltband GmbH & Co. KG aus Iserlohn, der Buckau-Wolf GmbH aus Grevenbroich sowie der Heismann Drehtechnik GmbH aus Velbert. Neben einer Einführungspräsentation zum Thema Digitalisierung wurden für alle drei Unternehmen individuelle Strategien für das jeweilige Geschäftsmodell erarbeitet, wobei das Business Model Canvas angewendet wurde.

Das von Alexander Osterwalder 2004 entwickelte Business Model Canvas betrachtet das Geschäftsmodell eines Unternehmens aus verschiedenen Perspektiven und fokussiert sich dabei insbesondere auf Kunden und deren Nutzen. Welcher Kundennutzen verbirgt sich hinter den vom Unternehmen angebotenen Dienstleistungen oder Produkten?

Das Canvas wird genutzt, um bestehende Geschäftsmodelle zu dokumentieren, zu analysieren sowie neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Über die Kunden- und Nutzenperspektive hinaus betrachtet es auch die Vertriebskanäle, die Ressourcen des Unternehmens und die Zulieferer sowie die wirtschaftliche Sicht auf das Unternehmen.
Das BMC und das für diesen Workshop leicht modifizierte Canvas helfen Unternehmen dabei, ihre Aktivitäten besser auf ihre Kunden abzustimmen. Mit dieser Arbeitshilfe können die Fragen „Womit verdiene ich heute mein Geld?“ und „Wie will ich mein Geld in Zukunft verdienen?“ anhand zentraler Eckdaten beantwortet sowie neue Geschäftsmodellideen auf ihr Erfolgspotential abgeklopft werden.

Dankenswerter Weise hat die Firma Risse + Wilke uns erlaubt, den Reflexionsprozess ihres Geschäftsmodells, den sie auf dem Workshop durchgegangen sind, hier noch einmal in Kürze darzustellen:

Das Traditionsunternehmen Risse + Wilke ist ein seit über 100 Jahren familiengeführtes, mittelständisches Kaltwalzwerk in Iserlohn. Es versteht sich als Spezialanbieter von qualitativ hochwertigem Kaltband und Bandstahl. Dabei ist das Thema bleifreie Vergütung seit geraumer Zeit ein wichtiges Thema. Die Firma hat Dank jahrzehntelanger Erfahrung in diesem Bereich eigene neue Verfahren entwickelt, um auch Materialstärken bis 5 mm Banddicke bleifrei im Durchlauf vergüten zu können. Durch den Impuls des Geschäftsführerworkshops hat das Unternehmen damit begonnen, sich in diesem Produktbereich mit neuen Märkten in neuen Ländern zu beschäftigen. Diese sind – was Schadstoffe angeht – teilweise sehr viel restriktiver, als die angestammten Märkte in Europa, in denen das Unternehmen bislang erfolgreich unterwegs ist.

„Unsere innovative Technologie im Bereich bleifreie Vergütung erlaubt uns, neue Wege zu gehen und sich mit einigen Märkten komplett neu zu beschäftigen und das ist genau das, was wir jetzt gestartet haben.“  

Christoph Schöttler, Geschäftsführer Risse + Wilke Kaltband GmbH & Co. KG

Abb: Vergütungslinie bei Risse + Wilke

Der zweite Impuls durch das Zukunftszentrum KI NRW kam für das Lohngeschäft, d.h. die Übernahme ausgelagerter Produktionsprozesse von anderen Unternehmen an Risse + Wilke.  Bei der im Rahmen der Business Model Canvas durchgeführten Analyse von verschiedenen Produktgruppen fiel auf, dass der Bereich der Lohnbearbeitung weiteres Entwicklungspotenzial bietet. Diesen Bereich weiter auszubauen, was bedeutet Glühkapazitäten, Walzkapazitäten oder auch Schneidkapazitäten verstärkt anzubieten, ermöglicht weitere Partnerschaften entstehen und wachsen zu lassen.

„Das ist uns nochmal in diesem Business Model Canvas bewusst geworden, da einfach auch den Fokus noch mal draufzulegen und zu schauen, welche Möglichkeiten wir darüber hinaus haben, mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten.“

 Christoph Schöttler, Geschäftsführer Risse + Wilke Kaltband GmbH & Co. KG

Weitere Impulse, abgeleitet aus dem Business Modell Canvas, waren die ersten Überlegungen und Schritte zur Entwicklung eines digitalen Zwillings. Ziel einer solchen digitalen Kopie des realen Produktionsprozesses ist es, einem Produkt im Fluss von Aggregat zu Aggregat wichtige Informationen mitgeben zu können. Als konkreter Schritt wurde dazu eine Zusammenarbeit mit einem Vorlieferanten von Rohmaterial vereinbart. Diese beinhaltet bestimmte Datenpakete über Güte und Qualität des Vormaterials zu liefern und diese Informationen dann für den ersten Produktionsschritt zu verwerten, d. h. die Anlage danach entsprechend einzustellen.

„Wenn ich also weiß, an einer bestimmten Stelle im Band gibt es eine Ungänze oder eine Ungenauigkeit, dann kann ich die Anlage entsprechend darauf reagieren lassen und vor allem die Information möglicherweise durch den weiteren Produktionsprozess mitnehmen, bis zu dem Punkt, wo das fertige Material bei uns das Werk verlässt.“

Christoph Schöttler, Geschäftsführer Risse + Wilke Kaltband GmbH & Co. KG

Wir, das Zukunftszentrum KI NRW, sind gespannt, wie sich die verschiedenen strategischen Initiativen bei Risse + Wilke in Zukunft weiterentwickeln. Die ersten Erfahrungen zeigen bereits, dass gerade in puncto digitaler Zwilling noch weitere IT-Kompetenzen aufgebaut werden müssen. Das Zukunftszentrum KI NRW hat hier seine Kompetenz und Erfahrungen aus ähnlich gelagerten Projekten bereits angeboten und freut sich auf eine weitere künftige Zusammenarbeit.


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Das Projekt Zukunftszentrum KI NRW wird im Rahmen des Programms Zukunftszentren durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales NRW sowie durch die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert.